Für Kinder und Jugendliche

Ist dir etwas Schlimmes passiert und weisst du alleine nicht mehr weiter?

Hast du körperliche, psychische und/oder sexualisierte Gewalt erlebt oder miterlebt?

Hast du Übergriffe im Internet erfahren?

Wir hören dir zu und suchen mit dir zusammen nach einer Lösung. Das Gespräch ist vertraulich und kostenlos. Du darfst dich auch begleiten lassen.

Hilfe holen ist mutig!

Körperliche Gewalt

Körperliche Gewalt ist zum Beispiel, wenn jemand

  • geschlagen wird, mit oder ohne Gegenstände.
  • gekniffen, getreten, gewürgt oder geschüttelt wird.

Körperliche Gewalt passiert immer dann, wenn dir jemand absichtlich wehmacht.

Wichtig: Wenn dir jemand wehmacht, ist das NIEMALS okay. Erzähl es einer erwachsenen Person, der du vertraust, oder melde dich bei uns.

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt – auch seelische Gewalt genannt – ist manchmal schwierig zu erkennen, da sie am Körper keine sichtbaren Narben hinterlässt. Zum Beispiel, wenn

  • jemandem Angst gemacht wird.
  • jemand beschimpft, beleidigt, bedroht, genötigt oder erpresst wird.
  • jemand eine Strafe auferlegt kriegt, aber nicht genau weiss, was sie oder er getan hat.

Wichtig: Auch Worte können Angst machen und dich verletzen. Das ist NIEMALS okay. Hol dir Hilfe! Erzähl es einer erwachsenen Person, der du vertraust, oder melde dich bei uns.

Sexualisierte Gewalt

Kinder und Jugendliche können sexualisierte Gewalt erleben. Das sind sexuelle Handlungen, die du gegen deinen Willen erlebst – entweder durch eine erwachsene oder auch durch eine gleichaltrige Person – z.B., wenn

  • jemand dich gegen deinen Willen am Po, am Penis, an der Vulva oder an der Brust anfasst – oder wenn du jemanden an diesen Körperstellen anfassen musst.
  • dich jemand mit Blicken oder Bemerkungen über deinen Körper, insbesondere deine Geschlechtsteile, belästigt und verletzt.
  • sich jemand gegen deinen Willen nackt vor dir zeigt.
  • du zuschauen musst, wenn eine erwachsene oder jugendliche Person sich selbst befriedigt oder sich Pornos anschaut – oder wenn du gezwungen wirst, dich vor jemandem selbst zu befriedigen.
  • du für Pornos fotografiert oder gefilmt wirst – oder wenn du gezwungen wirst, selber solche Fotos/Filme zu machen und zu verschicken. Oder wenn dir jemand Pornos zuschickt.
  • jemand dir gegen deinen Willen den Penis, den Finger oder einen Gegenstand in deinen Po oder deine Vulva steckt.
  • du zum Sex gezwungen oder überredet wirst.
  • du zur Prostitution gezwungen wirst.

Wichtig: Sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Kindern oder Jugendlichen sind NIEMALS okay. Erzähl es einer erwachsenen Person, der du vertraust, oder melde dich bei uns.

Hier findest du einen Überblick über die verschiedenen Sexualstraftaten in der Schweiz: https://www.lilli.ch/straftat_sexueller_uebergriff_gesetz

Die wichtigsten Sexualstraftaten im Schweizer Recht sind im Schweizerischen Strafgesetzbuch (StGB) im Kapitel «Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität» geregelt: https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19370083/index.html#id-2-5

Mitbetroffenheit

Es kann sein, dass du nicht selbst Gewalt erfährst, sondern diese miterlebst. Du bist zum Beispiel in derselben Wohnung, wenn jemand geschlagen wird oder eine andere Form von Gewalt erlebt. Das kann genauso schlimm sein, wie wenn dir jemand selbst wehtut.

Wichtig: Auch das Miterleben von Gewalt ist NIEMALS okay. Hol dir Hilfe! Erzähl es einer erwachsenen Person, der du vertraust, oder melde dich bei uns.

Sexuelle Belästigung / Übergriffe im Internet

Hinter manchen Profilen auf Social Media verstecken sich Menschen, die den Kontakt zu dir als Kind oder Jugendlichen suchen, um danach dein Vertrauen zu missbrauchen.

Es kann sein, dass diese Personen versuchen, peinliche oder kinderpornografische Bilder und Videos von dir zu erhalten oder ein Treffen zu organisieren.

Cybermobbing

Du erfährst Cybermobbing, wenn

  • jemand falsche Informationen oder peinliche Fotos von dir im Internet verbreitet.
  • du ständig über E-Mail, im Chat oder auf Social Media belästigt, bedroht oder erpresst wirst.
  • jemand online eine «Hassgruppe» gründet und darin negative Äusserungen über dich macht.

Wichtig: Wende dich an eine erwachsene Person, der du vertraust, wenn dir etwas komisch vorkommt.

Recht auf Hilfe

Alle Menschen auf dieser Welt haben Rechte. Alle. Das heisst auch du als Kind oder Jugendliche*r. Diese Rechte findest du in Gesetzen.

Eines dieser Gesetze ist das Opferhilfegesetz (OHG): Darin steht, welche Rechte du hast, wenn du Gewalt erlebst oder erlebt hast. Diese Gewalt kann körperlich, sexualisiert oder psychisch sein.

Du hast ein Recht auf Hilfe!

  • Wir hören dir zu und suchen mit dir zusammen nach einer Lösung.
  • Wir informieren dich über deine Rechte.
  • Wir begleiten dich in einem Strafverfahren.
  • Wir vermitteln dir weitere Hilfe.
  • Wir unternehmen nichts, was du nicht willst.

Es erfährt niemand von unserem Kontakt, denn wir stehen unter Schweigepflicht.

Du kannst dich anonym beraten lassen. Du darfst zum Gespräch eine Begleitperson mitbringen. Unser Angebot ist kostenlos.

Falls notwendig, beraten wir dich mithilfe von Dolmetscher*innen.

Hilfe holen ist mutig: Melde dich per Whatsapp, Telefon oder E-Mail bei uns!

Recht & Strafverfahren

Nachdem du eine Anzeige gemacht hast, wird diese bei der Staatsanwaltschaft oder der Jugendanwaltschaft bearbeitet und ein Strafverfahren eröffnet.

Die Polizei ist die rechte Hand der Staatsanwaltschaft und der Jugendanwaltschaft und erledigt Ermittlungen in deren Auftrag (z.B. Beweise zusammentragen).

Im Laufe des Verfahrens wirst du von der Staatsanwaltschaft oder der Jugendanwaltschaft dazu befragt, was dir passiert ist. Besonders bei Straftaten, bei denen es keine Beweise oder keine Zeugen gibt, ist deine Aussage von grosser Bedeutung. Du hast dabei besondere Rechte.

Wir erklären dir alles rund um ein Strafverfahren und begleiten dich auf Wunsch zu der Befragung.

Hier findest du Infos zum Strafverfahren und es wird dir erklärt, was eine Straftat überhaupt ist.

Weitere Hilfe

Manchmal braucht es noch andere Personen, die man um Rat fragen muss oder die helfen können.

Es kann zum Beispiel hilfreich sein, eine Anwältin, einen Anwalt oder eine*n Psychotherapeut*in miteinzubeziehen. Wir werden dir helfen, jemanden zu finden, und übernehmen die Kosten – gemäss dem Opferhilfegesetz – dafür.

Schweigepflicht

Alles, was du uns erzählst, bleibt unter uns. Auch deine Eltern, deine Schule oder andere Stellen werden nicht erfahren, dass du mit uns gesprochen hast, wenn du das nicht möchtest.

Anonym

Du musst deinen Namen oder deine Adresse nicht angeben, wenn du das nicht möchtest.

Begleitperson

Du darfst zum Gespräch bei uns auch eine Vertrauensperson mitbringen. Das kann z.B. ein Elternteil, ein Geschwister, ein*e Verwandte*r, ein*e Freund*in oder eine Lehrperson sein.

Dolmetschende

Wenn es schwierig ist für dich oder für deine Eltern Deutsch zu sprechen oder Deutsch zu verstehen, dann organisieren wir eine Person, die in deine Muttersprache übersetzt. Die Dolmetscher*innen stehen auch unter Schweigepflicht.